20 Jahre für Küsten und Meere
Folge 6 von 6 - Fachberatergremium der Küsten Union
Die Arbeit von EUCC-D wird seit 2006 durch ein Fachberatergremium unterstützt. Die Fachberater sind EUCC-D Mitglieder und ausgewiesene Experten in küstenrelevanten Fachgebieten, die ehrenamtliche, fachbezogene und beratende Tätigkeiten übernehmen. So wirken sie aktiv im Verein mit und unterstützen die Arbeiten im Rahmen der aktuellen Strategiethemen.
Einblicke in das interdisziplinäre EUCC-D Fachberatergremium gibt unsere neue Interview-Reihe. Dr. Svenja Karstens macht den Anfang und berichtet über ihre wertvolle Tätigkeit im EUCC-D Fachbereich - Küstenfeuchtgebiete und Gewässermanagement.
Was ist dein aktuelles Tätigkeitsfeld?
Ich arbeite als Wissenschaftlerin (PostDoc) im Bereich „Naturgefahren der Küsten und Meere“ am Center for Ocean and Society der Universität Kiel. Gemeinsam mit Wissenschaftler:innen aus Geologie, Geophysik, Geographie und den Sozialwissenschaften betrachte ich marine Naturgefahren holistisch. Mein persönlicher Fokus liegt dabei auf Küstenfeuchtgebieten.
Wieso faszinieren dich Küstenfeuchtgebiete?
Küstenfeuchtgebiete - wie zum Beispiel unsere Brackwasserröhrichte an der Ostsee - sind Ingenieure ihrer eigenen Umwelt. Sie haben die Fähigkeit, Strömungen zu beruhigen und Sedimentation zu fördern. Dadurch verändern sie die Bathymetrie und diese Prozesse auf längeren Zeitskalen könnten im Küstenschutz noch wichtiger sein als die direkte Wirkweise wie z.B. Abschwächung von Wellen.
Mit welchen Methoden arbeitest du?
Mein Ziel ist es, ein tieferes Verständnis der kurz- und langfristigen Prozesse der Sedimentablagerung und der Vegetationsausbreitung zu erlangen. Zu diesem Zweck kombiniere ich Fernerkundungsmethoden mit Vegetationskartierungen im Feld und Messungen vor Ort (z.B. Nährstoffe, Salinität). Häufig zum Einsatz kommen UAVs – unbemannte Luftfahrzeuge, auch als Drohnen bekannt. Unsere wöchentlichen (ereignisbasierten) bis monatlichen (allmähliche Veränderungen erfassenden) UAV-Flüge bieten eine ausreichende räumliche und zeitliche Auflösung, um Veränderungen der Mikrotopographie und der Vegetationsdynamik zu überwachen. Unsere Ergebnisse können so zu einem besseren Verständnis der Ökosystemdynamik als Reaktion auf allmähliche und abrupte Störungen beitragen. UAV-gestützten Monitoring könnte auch bei Anwendungsprojekten der EUCC-D eingesetzt werden, z.B. um die Auswirkungen des Treibsel-Sandfangzauns zu quantifizieren. Es lassen sich nicht nur Orthophotos generieren, sondern auch digitale Geländemodelle.
Wie bist du zu EUCC-D gekommen?
Meine EUCC-D Historie begann 2011 als ich Praktikantin am IOW war und durch die enge Zusammenarbeit zwischen dem IOW und EUCC-D auch in die Arbeit der NGO reinschnuppern konnte. Durch den Küsten Newsletter konnte ich auch nach meiner Rückkehr zum Studium in Bonn weiter die zahlreichen Aktivitäten von EUCC-D verfolgen. Seit meiner Doktorandenzeit 2013 an der Universität Rostock bin ich offizielles EUCC Mitglied – und wurde dann 2017 Mitarbeiterin! Jedoch zog es mich zurück in meine Heimatstadt Kiel, verbunden mit einem Arbeitgeberwechsel.
Wieso bringst du dich bei EUCC-D ein?
An EUCC-D fasziniert mich die Praxisnähe, die enge Zusammenarbeit mit Küstengemeinden und die Umsetzung innovativer Maßnahmen in Pilotprojekten (z.B. schwimmende Pflanzeninseln). Mir liegt auch das Thema Blaue Bioökonomie, ein Schwerpunkt auch bei EUCC-D, am Herzen. Das Potenzial von Treibsel (angespültes Seegras und Algen) für nachhaltige Kaskaden- und Kreislaufnutzung ist immens. Mit dem Beach Wrack Network bringt EUCC-D Akteure aus Wissenschaft, Politik und Praxis an einen Tisch und setzt selber innovative Maßnahmen wie Treibsel-Sandfangzäune um.
Was für eine Rolle hast Du als Fachberaterin und welche aktuellen Themen vertrittst du?
Ich stehe mit Rat und Tat zur Seite was die Themenfelder Küstenfeuchtgebiete, Gewässermanagement und naturbasierten Küstenschutz betrifft. Meine regionale Expertise liegt dabei auf der Ostseeküste. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Kiel betreue ich in diesen Bereichen auch gerne Bachelor- und Masterarbeiten gemeinsam mit EUCC-D. Ich biete Exkursionen in verschiedenen Küstenökosystemen von Schleswig-Holstein an und nehme mit Elan an Veranstaltungen von EUCC-D teil.