Interview: Forschung zu künstlichem Seegras

Seegraswiesen erbringen wichtige Ökosystemdienstleistungen, u. a. für den Küstenschutz. Neben dem Schutz bestehender Wiesen wird erforscht, ob dem zunehmenden Rückgang von Seegras durch eine künstliche Restaurierung begegnet werden kann. Maike Paul und Hannah Behnsen von der Universität Hannover berichten über Forschungsansätze und Ergebnisse des Projektes „SeaArt“.

Welche Bedeutung haben Seegraswiesen im Küstenschutz?
Seegraswiesen sind in der Lage die Wasserbewegung, die durch Wellen und Strömung erzeugt wird, zu reduzieren. Dadurch wird weniger Sediment erodiert. Außerdem hält Seegras das Sediment mit seinen Wurzeln fest und wirkt somit zusätzlich der Erosion entgegen, die die Ursache für einen stetigen Rückgang unserer Küsten ist. Seegras erbringt aber auch noch andere wichtige Ökosystemleistungen wie die Speicherung von Kohlenstoff und die Verbesserung der Wasserqualität, vor allem weil es durch die Sedimentstabilisierung die Trübung reduziert, weshalb es nicht nur aus Küstenschutzsicht betrachtet werden sollte.

Ziel des Projektes war die Nachbildung des natürlichen Systems Seegraswiese mittels einer künstlichen Struktur. Was war der Anlass für diesen Forschungsansatz?
Obwohl wir wissen, wie wichtig und wertvoll Seegraswiesen sind, geht ihr Bestand kontinuierlich zurück. Und das hat doppelte Folgen: Zum einen gehen mit dem Rückgang auch die genannten Ökosystemleistungen zurück, zum anderen benötigt das Seegras lichtdurchflutetes Wasser, um sich selbst wieder anzusiedeln. Und weil das sedimentstabilisierende Seegras weniger vorhanden ist oder gar ganz fehlt, ist die Trübung erhöht und neues Seegras kann schlecht wachsen. Diesen Kreislauf wollen wir mit der Nachbildung einer Seegraswiese durchbrechen, indem die künstliche Struktur Wellen und Strömung dämpft und das Sediment stabilisiert, damit natürliches Seegras gute Anwuchsbedingungen vorfindet und sich wieder ansiedelt.

Was sind das für Materialien, die ihr verwendet und getestet habt?
Wir haben schwerpunktmäßig Kunststoffe unterschiedlicher Polymerarten, die als biologisch abbaubar oder sogar kompostierbar zertifiziert sind, aber auch verschiedene Naturfasergewebe und Kombinationen aus beiden Materialgruppen in den Labor- und Freiwasserversuchen untersucht. Interessiert hat uns dabei, wie sich diese Materialien über die Zeit in mariner Umgebung verhalten und welche Rolle Umweltfaktoren wie z. B. die Temperatur und die Beschaffenheit der Bauteile (Oberflächen-Volumen-Verhältnis) beim Abbau spielen. Ein neuer Ansatz der Experimente war kleinskalige, standardisierte Laborversuche mit Tests in Aquarien (Mesokosmen) und Feldmessungen zu verbinden, um ein möglichst realistisches Bild des Abbauverhaltens zu erhalten. Kunststoffe kamen hier vor allem deshalb in Betracht, weil sie gegenüber anderen Werkstoffen eine hohe Variabilität an Herstellungswegen in der Produktion möglich machen, was für eine potentielle Serienfertigung interessant ist. Leider bringen sie auch einige Nachteile mit sich…

Das vollständige Interview können Sie hier lesen oder hören.

Ein ergänzendes Info-Blatt sowie eine app-basierte Lernreise zu Seegraswiesen finden Sie hier.

Foto links: Maike Paul, © Eduardo Infantes | Foto rechts: Hannah Behnsen, © Florian Bittner

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